Meine Hospitation bei der Staatspolizei in New Mexico, USA
Im Rahmen meines Sabbatjahres konnte ich mit der Hilfe der Bremer IPA-Verbindungsstelle eine Hospitation in den USA, genau genommen New Mexiko, machen.
Da es keinen Direktflug gab, setzte ich mich Ende März 2023 in den Flieger, um über München erstmal nach Denver zu kommen. Hier blieb ich einige Tage, um mir die Stadt und vor allem das Stadion meiner Lieblings-Footballmannschaft, den Denver Broncos, anzugucken.
Ich hatte ehrlich gesagt mit einer mittelgroßen Stadt und nicht mit so einer riesen Metropole gerechnet. Einheimische erklärten, dass die Einwohnerzahl von Denver sich, seit der Freigabe von Cannabis in Colorado, vervierfacht habe. Es hätte sogar Zeiten gegeben, da wären in einem Monat zwischen 30.000 und 40.000 Menschen nach Denver gezogen. Die Infrastruktur war natürlich nicht auf diese Massen vorbereitet. Deswegen platzt die Uni schon aus allen Nähten und die Zeit, die Menschen in Denver im Verkehrsstau stecken, steht der in New York oder L.A. in nichts nach.
Per Greyhound-Bus ging es dann durch eine atemberaubende Landschaft von Denver in das acht Stunden entfernte Albuquerque. Geplant war, dass ich dort zunächst in einem Motel übernachte und dann zur State-Police-Acadamy nach Santa Fé per lokalem Bus weiterfahre.
Mein betreuender Officer, Juan Cordova, hörte von diesem Plan und änderte ihn spontan. Mein Motel lag anscheinend in einer üblen Gegend, in der man besser nicht nächtigen sollte. Also schrieb Cordova mir noch während meiner Busfahrt nach Albuquerque eine Whats-App mit dem Hinweis, dass er mich am Busbahnhof abholen und zur 90 Auto-Minuten entfernten Academy nach Santa Fé bringen würde.
Als wir uns dann endlich direkt an seinem Auto trafen, meinte er nur:
“Du wärst wahrscheinlich nicht mit Deinem Gepäck dort angekommen, diese Stadt ist nicht sicher. Albuquerque ist die viert oder fünft gefährlichste Stadt der USA“.
Das war dann also schon mal der erste Vorgeschmack auf meine Hospitation in New Mexiko…
Bevor er mich aber in der Academy absetzte, lud er mich noch zu einem lokalen Chili-Essen ein. Er meinte, dass die wichtigste Frage in New Mexiko lautet:
Rot oder grün?
Das wiederum meint die Farbe der Chili-Schoten, die man essen will. Wer jetzt glaubt, dass das Essen und vor allem das Chili ähnlich schmeckt wie in Mexiko, ist allerdings schief gewickelt. Es gibt jede Menge lokale Köstlichkeiten, die vor allem von den Ureinwohnern zubereitet und verkauft werden. Und dementsprechend gibt es auch genauso viele verschiedene Geschmacksrichtungen des Chilis.
Nachdem ich die erste Nacht in meinem Zimmer (4 Betten, ohne TV, wie bei der Bundeswehr) verbracht hatte, ging ich zu meinem ersten Frühstück in die eigene Academy-Kantine. Hier erlebte ich dann das erste Mal was es bedeutet, ein Rekrut der Staatspolizei in New Mexiko zu sein.
Ein unglaubliches Gebrüll empfing mich im Speisesaal. Alle Rekruten standen stramm und gingen einzeln, nach lautem Nennen ihres Namens, zur Essens-Ausgabe. Danach ging jeder an seinen Platz und stand dort wieder stramm. Alle warteten, bis jeder Rekrut seinen Platz an den Tischen eingenommen hatte. Dann erst rief der Jahrgangs-Leiter einen Befehl und es durfte sich gesetzt und schweigend (!) gegessen werden.
Während ihrer 16-wöchigen Ausbildung ist den Rekruten nicht gestattet während der Mahlzeiten zu sprechen. Geredet werden darf nur nach Aufforderung. Zu Trinken gibt es nur Wasser.
Übrigens stellen die Sheriffdepartments in den Landkreisen ihre Leute erst ein und schicken sie dann auf die Polizeiakademie. Nur ein Rekrut der State Police beginnt seinen ersten Tag direkt in der Academy.
Die Rekruten stellten sich bei mir mit dem Satz “Dieser Rekrut heißt…” vor.
Und wenn sie eine Frage an mich hatten, begann der Satz immer mit “Dieser Rekrut hat eine Frage an den deutschen Polizisten”.
Schon komisch, wie unterschiedlich die Ausbildung der neuen Kollegen weltweit abläuft.
Dann folgte die erste Streifenfahrt durch Santa Fé. Neben den historischen Fakten (Santa Fé ist die älteste Bundesstaat-Hauptstadt in den USA, 1864 wurde New Mexiko ein festgelegtes Territorium mit Grenzen, 1912 trat New Mexiko als 47. Bundesstaat den USA bei) erfuhr ich auch, dass die Kollegen hier nach 20 Jahren in Pension gehen können und zwar mit einer Rente von 80 % ihres letzten Einkommens. Wenn sie 25 Jahre bei der Staatspolizei arbeiten, sogar mit 100%.
Man kann auch auf einen Teil des Gehalts verzichten, dafür bekommt dann der Ehepartner die Rente nach dem eigenen Tod auf Lebenszeit weiter.
Die Staatspolizei in New Mexiko ist im Gegensatz zu vielen anderen Staatspolizeien des Landes sehr breit aufgestellt und übernimmt eine Vielzahl von Aufgaben. Als Beispiel ist sie zuständig für die Streifenfahrt und Sicherungen der Highways im Staat New Mexiko.
Wie viele Polizeien, hat auch die Staatspolizei mit extremen Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Der Ausbildungskurs, der während meiner Anwesenheit mit 20 Rekruten begann, wurde laut meiner Information nur von 8 von ihnen beendet.
Neben dem aktuell sehr umstrittenen Bild, welches die Polizei in der amerikanischen Öffentlichkeit abgibt, sind auch die eigenen Regeln und Traditionen der Staatspolizei für viele Bewerber ein echter Hinderungsgrund. Seit der Gründung 1930 wird z.B. genau darauf geachtet, dass jeder Beamte jeden Tag rasiert ist. Darüber hinaus sind Tätowierungen die sichtbar sind, nicht erlaubt.
Im Durchschnitt verdient ein Beamter 120.000 Dollar im Jahr und die Lebenshaltungskosten sind im Vergleich zu anderen Staaten in den USA deutlich günstiger. Aber dieser Verdienst ist für viele trotzdem kein Anreiz mehr, die Uniform zu tragen.
Die nächsten Tage verbrachte ich in einigen verschiedene Abteilungen. So durfte ich z.B. mit der Verkehrsbereitschaft auf Streife fahren und Lkw sowie andere Fahrzeug kontrollieren. U.a. haben wir dann auch mit einem eingebauten Geschwindigkeitsmessgerät im Streifenwagen Raser gejagt.
In dieser Woche wurden auch Fälle aus dem Bereich Sexual-Straftaten verfolgt: Ein 14-Jähriger der mit einer 13-Jährigen sexuelle Handlungen auf dem Schulgelände vollzogen hatte, hatte ein Video davon ins Internet gestellt. Dieser Fall beschäftigte insgesamt 4 Beamte über 24 Stunden, bevor die zuständige Abteilung der Staatspolizei die weiteren Ermittlungen übernommen hat.
Am Ende der ersten Woche wurde mir dann eine besondere Ehre zu Teil. Ich durfte die aktuelle Gouverneurin von New Mexiko, Michelle Lujan Grisham, in ihrem Büro treffen (siehe Foto). Wir hatten ein tolles Gespräch über den Umweltschutz (O-Ton Gouverneurin Grisham: “Da sind wir Amerikaner noch sehr weit hinter den Europäern zurück!”) und die allgemeine Lage in der Welt, sowie über den Ukraine-Krieg (Frage von der Gouverneurin: “Haben die Europäer Angst vor einem Krieg?“).
In Albuquerque, welches etwas größer ist als Santa Fé, sieht man deutlich was Corona und die strauchelnde Wirtschaft bewirkt haben. Ich bin häufiger in den USA gewesen, in verschiedenen Staaten, großen Städten an beide Seiten der Küste, aber nirgends habe ich so viele Obdachlose gesehen wie in Albuquerque. Dieses ist auch das Ergebnis fehlender staatlicher Unterstützung in der Corona-Zeit.
An diesem Abend fuhr ich mit der sog. Auto-Theft-Unit mit. Diese Einheit ist mit zivilen Pkw unterwegs und ist darauf spezialisiert, gestohlene Fahrzeuge zu finden und die Fahrzeugführer festzunehmen. Hintergrund ist, dass jeden Tag in Albuquerque ca. 20 Pkw gestohlen werden. Diese werden vor allem von Schwerst-Kriminellen für die Nutzung von div. Straftaten bis hin zur Fahrt zum Auftragsmord missbraucht. Dementsprechend aggressiv werden gestohlene Fahrzeuge gestoppt und die Fahrer behandelt.
Bereits der erste Einsatz in einem Stadtteil, den die Einheimischen “Warzone” nennen, war nichts für schwache Nerven. Ein ziviler Kollege hatte beobachtet, wie zwei Männer einem anderen eine Schusswaffe an den Kopf gehalten hatten und die beiden mutmaßlichen Täter verfolgt. Unsere Einheit, die per Telefon Kontakt zum Kollegen hatte, wurde an die Täter herangeführt und dann erfolgte der Zugriff.
Beide Personen lagen schnell in Handfesseln auf dem Bauch vor uns. Beide hatten jeweils eine Schusswaffe dabei.
Bei der Überprüfung kam heraus, dass beide Waffen legal erworben wurden und beide Personen die Schusswaffen haben durften. Zum Sachverhalt befragt, gaben sie an, von dem anderen Mann bedroht worden zu sein und zur Abschreckung hätten sie ihm die Waffe an den Kopf gehalten.
Das reichte den Kollegen, um keine weiteren Maßnahmen zu treffen und die beiden Personen vor Ort zu entlassen.
O-Ton vom Sergeanten: “Sie haben die richtigen Sätze gesagt. Wir können ihnen nichts anderes beweisen. Ihre Art der “Verteidigung” ist hier legal.”
Dieses Beispiel zeigt, wie sehr Schusswaffen zum Alltag der Kollegen und auch der normalen Bürger gehören. In New Mexiko z.B. darf man seine private Waffe sogar offen tragen.
In diesem Stadtteil hat die Stadtverwaltung mehrere sog. Shot-Spotter aufgebaut. Diese Geräte stehen auf langen Stangen/Türmen in dem Stadtteil und können bei akustischer Wahrnehmung eines Schusses genau den Ort der Schussabgabe mitteilen.
Apropos Waffen und schießen, natürlich ging es für mich auch auf die Schießbahn. Die Kollegen hatten eine ganze Reihe Kurz- und Langwaffen in halb- und vollautomatisch dabei, die ich ausprobieren konnte. Das war auch ein echtes Erlebnis. Es gibt übrigens jeden Monat für jeden Beamten ein großes Kontingent an Munition, um mit den Dienstwaffen zu üben, wenn man will. Man kann aber auch einfach alle 6 Monate zum Überprüfungstest gehen.
Am Ostersamstag bin ich dann mit einem befreundeten Deutsch-Amerikanischen Kollegen auf einem Ausflug nach Los Alamos gegangen. In dieser Stadt wurde die Atombombe entwickelt und später 500 km entfernt, in der Wüste von New Mexiko, getestet.
In dem Ort wo damals die Bombe entwickelt und gebaut wurde ist immer noch alles „Topsecret“. Die ansässige Firma entwickelt immer noch verschiedene Dinge für die US-Regierung und lässt sich weder in die Karten noch auf das Grundstück gucken.
Den Ostersonntag verbrachte ich mit Juan Cardova und dessen Familie. Herzlich wurde ich aufgenommen und gleich wie ein Familienmitglied behandelt. Das ist übrigens etwas, was man als Polizist besonders in den USA spürt. Wenn Du Polizist bist, egal wo Du herkommst, gehörst Du zu deren Familie. „WE ARE ALL BROTHERS!“ habe ich fast jeden Tag von fremden Kollegen gehört, bevor sie mich umarmten und/oder mir ein Essen ausgegeben haben.
In den nächsten Tagen war ich u.a. mit einer sog. Miner-Unit unterwegs. Diese Einheit kontrolliert das Schankgewerbe. Vor allem prüfen sie, ob Alkohol in Läden an Minderjährige verkauft wird oder Passanten sich darauf einlassen, für Minderjährige den Alkohol illegal zu kaufen. Dieses ist in New Mexiko eine sehr ernste Straftat. Die Lockvögel werden extra von der Polizei speziell an der High-School rekrutiert und auf Ihre Rolle vorbereitet.
Ein paar Tage später nahm ich an einem Seminar für das schnelle Erkennen von häuslicher Beziehungsgewalt teil. Hier gab es einen sehr beeindruckenden und emotionalen Besuch eines Opfers dieser Gewalt. Die Dame war fast 20 Jahre von ihrem Exmann misshandelt worden und hat die Originalaufnahme einer dieser Auseinandersetzung abgespielt, welche sie heimlich mit dem Handy aufgenommen hatte.
Nach diesem Seminar begann mein Streifendienst in der kleiner Stadt Espinola, in dem es viele soziale Spannungen gibt. Neben einigen kleinen Einsätzen mussten wir nach einem flüchtigen Mann, der per Haftbefehl schon länger gesucht wurde, in einer bergigen Wüstenregion nahe der Stadt fahnden. Das Wüstengelände hier war riesig und unübersichtlich. Deshalb wurde dieser Einsatz von meinem Streifenpartner mit größtmöglicher Bewaffnung und extremer Eigensicherung durchgeführt.
Nach geraumer Zeit wurden wir allerdings von diesem Einsatz abgezogen, da in einer nahen Grundschule ein Puma auf dem Pausenhof gesichtet wurde. Diese Tiere sind extrem scheu, kommen aber in der bergigen Gegend von Espional durchaus vor.
Nach einer längeren Absuche an der Schule bekamen wir das große Raubtier genauso wenig zu Gesicht, wie den per Haftbefehl gesuchten Mann.
Dafür konnten wir am nächsten Tag wenigstens bei einer Verkehrskontrolle einen anderen, gesuchten Mann verhaften und ihn direkt in die örtliche JVA überstellen.
Hier habe ich dann gelernt, dass es einen großen Unterschied macht, ob man im „Jail“ oder im „Prison“ landet. Wenn man nur für „kleine Delikte“ oder in U-Haft ins Gefängnis muss, kommt man meistens ins Jail. Wenn man lange Haftstrafen verbüßen muss, wird man in ein Prison überstellt. In beiden Anstalten trägt man als Insasse einen orangenen Anzug und beide Gebäude wirken mehr als Trostlos.
Aus dieser Besuchs-Erfahrung, die nur ein paar Stunden dauerte, kann ich sagen, dass auch ein amerikanisches Jail kein Ferienlager ist, sondern einem deutlich vor Augen führt, dass man in Schwierigkeiten ist.
Während meiner vielen Streifenfahrten habe ich natürlich auch mit den Kollegen über die Unterschiede in Bezahlung, Bewaffnung oder auch in der Krankenversicherung gesprochen.
Die Kollegen in New Mexico sind nur dann gut versichert, wenn sie im Dienst verletzt werden. Wenn sie allerdings privat einen Unfall haben, zahlt das nicht die dienstliche Krankenversicherung. Viele haben deshalb noch eine zweite Versicherung.
Außerdem werden vom Staat nur eine Handvoll Krankheitstage bezahlt. Meistens müssen die Kollegen ihre Überstunden für längere Krankheiten nehmen, damit sie weiter Gehalt bekommen.
Die weiteren Tage waren dann dem Touristen in mir reserviert. Santa Fé ist wirklich eine kleine, feine Wüstenstadt mit einem unglaublichen Angebot an Souvenirs und anderen Artikeln, die von den lokalen Ureinwohnern verkauft werden. Vor allem selbstgemachter Schmuck von hoher Qualität zu einem annehmbaren Preis wird hier angeboten. Da muss man aufpassen, dass man sich nicht um Kopf- und Kragen shoppt.
Es folgte noch ein Besuch auf dem örtlichen Militärfriedhof mit meinem Betreuer Juan Cordova. Er erklärte mir, dass jeder der irgendwann einmal in seinem Leben in der amerikanischen Armee gedient hatte, ein Anrecht darauf hat, wenn er denn will, auf einem Militärfriedhof bestattet zu werden. Und das umsonst. Das gilt nicht nur für ihn, sondern auch für den jeweiligen Ehepartner und sogar die Ex-Ehepartner.
Das war ein wirklich sehr emotionaler Moment dort, obwohl kein Verwandter von mir hier liegt. Aber all die Grabsteine mit den verschiedenen Jahren, Namen und Kriegen lassen auf meinem Rücken eine Gänsehaut entstehen.
Nach den touristischen Attraktionen ging es noch zu den Rekruten auf die Polizeiakademie. Hier konnte ich auch noch einen Blick in die Ausbildung werden.
Es ging u.a- mit den Rekruten auf einem Hindernis-Parcours, den sie mit den Streifenwagen in einer speziellen Zeit absolvieren mussten. Hierfür haben die Rekruten fast eine Woche Training bekommen, da ein Durchfallen bei dieser Prüfung das Ende Ihrer Ausbildung bedeutet hätte. Ich durften diesen Parcours als Beifahrer auch mehrmals „fahren“ und kann bestätigen, dass den Fahrern hier einiges abverlangt wird.
Zu guter Letzt schafften alle Rekruten den Parcours in der vorgegebenen Zeit.
Ein weiterer, harter, Test wartete auf die Rekruten. Ihnen wurde für ca. 2 Sekunden Pfefferspray ins Gesicht gesprüht, sodass sie nahezu blind waren. Dann mussten sie ihren MES ziehen und einen Gegner damit zurückdrängen, zu Boden bringen, auf den Bauch drehen und Handfesseln anlegen. Am Ende musste noch ein Funkspruch abgesetzt werden.
Auch hier war das Nichtbestehen des Testes gleichbedeutend mit dem Ende der Ausbildung.
Die Einsatztrainings der Ausbildung ähneln unseren eigenen Einsatztrainings sehr. Der einzige, aber gravierende, Unterschied ist, dass die Polizeiführung extra Schauspieler aus den örtlichen Theatern engagiert, damit die Rekruten ein Maximum an realistischen Szenarien erleben. Die Schauspieler sind allerdings nur in Trainings dabei, wo es nicht zu einem körperlichen Einsatz kommt.
Ich fragte einen Ausbilder, ob diese Art der harten Ausbildung alla Marines für Polizisten Sinn machen würde. Seine Antwort war hart aber auch sehr ehrlich. New Mexico ist ein großer Staat mit wenigen Staatspolizei-Dienststellen. Manchmal ist ein County von einer Grenze zur anderen zwei Stunden Fahrt groß und es gibt nur zwei Streifenwagen. Da muss man lange auf Verstärkung warten!
Die Kollegen müssen in ihrer Dienstzeit draußen ein- oder zwei Mal um ihr Leben kämpfen. Wir versuchen hier herauszufinden, wer dazu in der Lage ist und wer nicht. Deshalb müssen wir diejenigen herausfiltern, die das nicht durchhalten. Zu ihrem eigenen Schutz…
Zum Schluss meiner Zeit durfte ich noch Gast auf einem ganz speziellen Event sein. In Albuquerque findet jedes Jahr das größte Pow-Wow (Zusammentreffen) der „First Nations of America“ statt. Dazu kommen immer wieder Gäste aus aller Welt und dieses Jahr waren vor allem Azteken-Krieger aus Mexiko auf dieser Kulturveranstaltung.
Bei diesem Event konnte ich auch etwas sehr wichtiges lernen. Wenn indigene Ureinwohner jemandem die Hand geben und in die Augen gucken, gilt das als Respektlos. Es ist quasi wie eine Challenge. Man will daß Gegenüber herausfordern – weil man glaubt, dass man über ihm steht. So kann solch ein Missverständnis was Hände schütteln angeht, über Jahrhunderte zu schweren Irrtümern führen.
Konnte ich diese Veranstaltung am ersten Tag noch als Gast genießen, so war ich am zweiten Tag als Verkehrsposten vor der Veranstaltung im Dienst. Bei tropischen 35 Grad durfte ich mich dann mal als Verkehrspolizist versuchen.
An meinem Abreisetag hatte ich noch das große Vergnügen, die nächste technische Generation zu testen. In einem speziellen Raum bekam ich eine VR-Brille aufgesetzt und wurde mit einer digitalen Waffe und Taser ausgerüstet. Und dann begann ich verschiedene Tests zu durchlaufen in der „digitalen Welt“, sogar bis hin zur Schussabgabe. Das ist wohl die Zukunft der Ausbildung.
So ist meine Zeit bei der State Police in New Mexiko nach vier Wochen zu Ende gegangen. Mit einem zufriedenen Lächeln habe ich mich mit meinem Mietwagen wieder auf meine Reise zum nächsten Highlight gemacht, dem Grand Canyon!
Mit mir verließ die Gewissheit New Mexiko, dass es große Unterschiede bei der Polizeiarbeit dort und bei uns gibt, ich aber wirklich froh bin in Deutschland Polizist zu sein.
Hajo Hilken
Polizei Bremen